Schulen ans Netz

Teil 13 der CCC-Reihe "Dummheit in Netzen".

Zur Einführung stellte padeluun die Sitution dar. Wir stellen uns dazu eine fiktive Person namens Hans B. vor. Er ist 53, Lehrer für Deutsch und Geschichte an einem beliebigen deutschen Gymnasium vor. In den Rahmenrichtlinien liest er, er solle "technische Grundkompetenzen" lehren; in der Presse hört er, daß Internet gaaanz toll sei - andererseits versteht er das nicht ganz, denn neben "gaaanz toll" ist doch das Internet eigentlich wohl nur Spielwiese von Nazis und Kinderschändern? Erwin B. weiß nicht, was Internet ist. Er denkt, das ist das aus den Medien: bunt, zum Klicken - die Schüler können das sowieso schon längst viel besser als er selbst.

Padeluun forderte, die Lehrer zunächst einmal darüber zu informieren, daß das, was sie in den Medien sehen, nicht "Das Internet", sondern nur WWW ist; ihnen zu zeigen, wie mit dem Internet Kommunikation möglich ist, und sie Perspektiven finden zu lassen, wie man diese Möglichkeiten im Unterricht nutzen kann.

In der anschließenden Diskussion wurden zunächst viele Beispiele gebracht: Es gibt ein Schule-Netz, in dem sich die Lehrer gegenseitig anflamen, Diskussionen aber nicht stattfinden, weil sie sich in dem Wust der angebotenen Bretter verlieren. In einer Schule gibt es einen engagierten Lehrer, der seinen Kollegen - geschweige denn den SchülerInnen - nicht erzählt, was in seinem Informatikraum schon längst alles realisiert ist, weil seine Kollegen, die ja mit Internet nichts anfangen können oder wollen, ihn dann auslachen. In einer anderen Schule sind die Schüler viel kompetenter als ihr Lehrer, der nur noch auf die Pensionierung wartet.
Eine Schule hat keine Computer, weil sie die ihr als Geschenk angebotenen Geräte nicht annehmen durfte. Oder die Geräte stehen da, aber kein Mensch kriegt die Konfiguration hin. Oder eine AG, die den Laden geschmissen hatte, löst sich nach dem Abi der TeilenhmerInnen auf...

Die Planung von staatlicher Seite ist denkbar schlecht: Ein Anschluß bei t-online mit einer Stunde online täglich wird bezahlt. Kein Lehrer ist aufgefordert, eine Fortbildung (so es eine gibt) zu besuchen; wenn, dann tut er das in seiner Freizeit und bezahlt privat. Somit werden bestehende pädagogische Konzepte nicht mit den technisch kompetenten Lehrern, d.h. den eventuell bestehenden Möglichkeiten in Kontakt gebracht.

Zukunftsvisionen? Hilfreiche Vorschläge aus dem Publikum? Schafft rechtlich bindende Vorschriften, daß in allen Schulen Medienkompetenz gelehrt werden muß, von allen Lehrern. Schickt sie zu Fortbildungen. Bringt Wissen, Einstellungen und technische Ausstattung in etwa auf denselben Stand. Schafft Möglichkeiten für die Schüler, damit sich ihr Engagement lohnt, etwa eine ein Schuljahr alte AG in der Oberstufe ihr Wissen an jüngere weitergibt und dafür als Leistungskurs angerechnet wird. Und bremst nicht die enthusiastischen Schüler, aus Angst, sie könnten ihre Lehrer an Wissen überflügeln.

Kerstin Lenz


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